Legen

 

 

Gestern, ach gestern

das war kein guter Tag -

die ganze Zeit nur Regen.

Und der Verleger Tinte-Schwarz,

der wollt' mich nicht verlegen:

"Das Thema war wohl nichts für Sie,

hat Ihnen nicht gelegen."


 

Doch heute, heute morgen

kamst unerwartet du

und warst gar nicht verlegen;

hast dich zu mir ins Bett gelegt,

das kam mir sehr gelegen.

Wir haben dann "ein Rohr verlegt".

Ein solcher Tag bringt Segen.



 

 

Kommentar:

 

Den Ausdruck "ein Rohr verlegen" kennst du gar nicht, hast ihn noch nie gehört?

Ich auch nicht; bis zu einem bestimmten Tag - vor vielen Jahren.

Damals arbeitete ich noch in der Drogentherapieeinrichtung "Horizont" in Rees.

(Bei der Reeser Jugend hießen wir auch "Zur untergehenden Sonne" oder - wegen der vielen Alkoholrückfälle - "Zum blauen Bock".)

 

Es war in den Jahren, in denen wir noch Männer und Frauen therapierten

(was wir dann aus Gründen, die du bald verstehen wirst, liebe Leserin, geändert haben.)

Es war natürlich nicht zu verhindern, dass sich manchmal eine erotische Beziehung entwickelte.

Sie musste jedoch transparent gemacht werden, ihr heimliches Ausleben war verboten.

Warum? Nun, wir gingen davon aus, dass das "Ausagieren" einer Beziehung oft dazu missbraucht wurde,

sich vor der unangenehmen Auseinandersetzung mit sich selbst zu drücken.

Selbstverständlich wurde dieses Verbot immer wieder umgangen.

 

An diesem besagten Tag wurde in der Sanktionsgruppe,

in der die Regelverstöße besprochen (und eben sanktioniert) wurden, ein "Vertrag aufgemacht".

Ein Mitpatient hatte von einem nächtlichen Beischlaf gewusst und (ebenfalls regelwidrig) dieses Geheimnis für sich behalten.

Irgendwann sagte ein Patient, der wohl auch ein Auge auf die am Delikt beteiligte Patientin geworfen hatte, neiderfüllt:

"Ich hätte auch gerne ein Rohr verlegt."

 

 

Publiziert am: Sonntag, 31. März 2024 (18 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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