Der Ärger ärgert sich

 

 

 

Ich ärgere nicht mich.

Der Ärger ärgert sich.

Ich bin ja gar nicht da.

Es ist der Ärger da.

Und dass er da ist, weiß er.

Und wie er da ist, fühlt er.

Ich bin gar nicht dabei.

Der Ärger ärgert sich.

Das tut er ganz all-eine,

tut er ganz ohne mich.

 

Ich freue, freu' nicht mich.

Die Freude, die freut sich.

Sie freut sich selbst

in mir durch mich.

Sie freut sich ohne mich.

 

Die Trauer trauert sich,

trauert sich selbst

in mir durch mich.

Das tut sie ganz all-eine.

Das tut sie ohne mich.

 

 

 

Hab' keinen Ärger!

Sei einfach Ärger!

Du bist ja er.

Doch er gehört dir nicht,

ist nicht dein Ärger.

Du bist ja gar nicht da.

 

Umarme auch die Wut!

Du bist sie ja.

Doch sie gehört dir nicht.

Sie ist nicht deine Wut.

Du bist ja gar nicht da.

 

Sei einfach Trauer, Angst und Schmerz!

Sei Frieden, Freude, Liebe!

Sie alle bist ja du.

Sie sind das Wie des Nuns.

Du bist das Wie des Nuns - nichts sonst.

Doch sie gehör'n dir nicht.

Du bist ja gar nicht da.

 


 

 

Kommentar:

 

Ich sterbe vor dem Sterben in Gefühlen,

wenn nicht mehr ich sie fühle,

wenn ich sie nur in mir geschehen lasse,

wenn sich durch sie in mir die Einheit fühlt,

das Ganze sich in ihnen selbst erlebt.

 

Ich sterbe vor dem Sterben auch in Taten,

wenn nicht mehr ich sie tue,

wenn ich sie nur durch mich geschehen lasse.

Dann werd' ich neu geboren als die Flöte,

auf der das Eine spielt sein Zauberlied.



"Man braucht nur eine tiefe Einsicht.

Dann wird kein Karma angesammelt, es wird überhaupt nichts angesammelt.

Man isst, man liebt, man tut alles - aber so total, dass kein Ich dabei ist, das eine Erinnerung ansammeln könnte.

Man sagt nie: "Ich habe das und das gemacht."

Wie kann man das sagen? Als das Tun geschah, war man als Ego nicht vorhanden.

Wer kann dann sagen: "Ich habe dies und das getan?"

 

Fragt einen Sannyasin. "Hast du Hunger gehabt und dein Essen gegessen?"

Und er wird antworten: "Ich habe keinen Hunger gehabt und nicht gegessen.

Hunger war da, und der Hunger hat das Essen genommen.

Es war keine Tat, die ich begangen habe. Ich war nicht da."

Wenn du nicht da bist, wenn der Täter nicht da ist, wer sollte dann Karma ansammeln.

 

Das ist es, was Krishna zu Arjuna sagte:

"Lass alle deine Handlungen von selbst geschehen, tu, was die Situation verlangt, und vergiss den Täter, vergiss den Handelnden!

Denk nicht, ich bin es, der dies oder das tut!

Denk lieber: Es ist Gott, der durch mich tut!"

Das ist eine andere Art, das Gleiche auszudrücken: Gott tut durch mich.

Ich bin nur ein Instrument - ein Durchgang, ein Werkzeug.

Die Inder nennen es Nimitra, ein Fließen, innen hohl, nichts Substantielles.

Ich bin eine Bambusflöte, und Gott singt durch mich immer neue Lieder mit neuen Melodien.

 

Ein Sannyasin ist eine Bambusflöte, ein Durchgang.

Er ist nicht da.

Vieles geschieht durch ihn und um ihn herum,

aber er ist nicht als ein Ich vorhanden."

 

(Osho, Mein Weg: der Weg der weißen Wolke, Kap.15)





Täter und Zeuge

 

Die Sprache trennt.

Sie trennt als Täter uns vom Tun und vom Getanen.

Sie sperrt als Täter uns in ein Gefängnis ein.

Die meisten sagen: "Gut -

dann bin ich eben Täter.

Dann mach' ich mir einfach die Zelle schön,

verwandel' sie in einen Wintergarten."

 

Es gibt nur wenige, die sagen: "Nein -

ich bleib' nicht im Gefängnis,

gehör' auch nicht hier hin.

Ich bin nicht Täter, bin nur Zeuge.

Nicht Täter bin ich selbst in Taten.

Sogar in Taten bin ich Zeuge.

Ein Zeuge, der gehört nicht ins Gefängnis;

also gehör' ich hier nicht hin."

 

 

Publiziert am: Freitag, 05. Mai 2023 (144 mal gelesen)
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