Bis zur Ewigkeit

 

 

Ich will mich in die Tiefe

der Nicht-Zeit gleiten lassen.

Die Ewigkeit des Jetzt,

die soll mich ganz umfassen.

 

Ich lass' das Jetzt sich dehnen

bis zur Unendlichkeit.

Ich bin bereit zu gehen

im Nun unendlich weit.

 

Warum konnt' ich denn bisher

nicht ständig in ihr bleiben?

Was konnte mich denn wieder

aus ihrem Glück vertreiben?

 

 

 

Kommentar

 

Das Bodenlose kann ich nicht ersteigen,

kann mich nur endlos darin fallen lassen.

Was ohne Grund ist, kann nicht ich,

nur es kann mich erfassen.

 

Und dieses Fallen, das braucht keine Zeit.

Das Bodenlose ist ja stets unendlich nah.

Tu nur das eine: Sei zum Fall bereit!

Dann bist du hier, dann bist du jetzt schon da.

 

 

Das, was ich tun kann, ist nur eins:

nicht bremsen, zaghaft halten.

Wenn ich es aufhalt', ängstlich anhalt',

dann lass ich es nicht walten.


 

Ich muss auf es all-ein gerichtet bleiben,

nicht abgelenkt, mit ungeteiltem Geist.

Es kann mich nichts aus seinem Glück vertreiben,

solang' ich es nicht frage, wie es heißt.


 

Das Bodenlose, das ist Gottes Hand.

Die Böden, Decken sind von dir gemacht.

Halt' dich nicht krampfhaft fest an dem,

was du dir selbst nur für dich selbst erdacht!


 

Lass jedes Nun die Ewigkeit berühren!

Halte nicht vorher an, dehne es endlos aus!

Lass dich vom Jetzt bis in den Himmel führen!

Denn erst im Unbegrenzten bist du ja zu Haus'.

 

Lass jedes "So" in grenzenlose Ferne schweifen!

Lass es sich lösen in Unendlichkeit!

Lass doch in ihm das ganze All vibrieren

und lass es freudig tanzen in Glückseligkeit!


 

In jedem "So" lass die Musik der Sphären klingen,

in der des Himmels Frieden sanft und mild ertönt!

Lass ihre Eintracht alle Nuns durchdringen,

die alles Sein so zauberhaft verschönt!

 

 

In jedem Nun singt doch ein Engelchor.

Im Jetzt lässt sich das Grenzenlose streifen.

Es hebt dich bis zu Gottes Thron empor.

Lass es gescheh'n, du musst es nicht begreifen.

 

 

Lass doch das "So" des Nuns das ganze Weltall füllen,

die Riesenschale, endlos weit und breit!

Was wartest du denn, zweifelst, zögerst noch,

verschwendest sinnlos weiter deine Zeit?


 

Lass doch das "So" des Nuns all-eine sein!

(Lass es das nachbarlose Eine sein!)

Lass neben ihm nichts anderes mehr geben!

Dann dehnt es sich und wird zu aller Zeit,

und du fängst an, jenseits der Zeit zu leben.


 

Lass jedes So ins ganze Sein zerfließen!

Sperre es nicht in einen Namen ein!

Lass es sich namens-frei ins All ergießen!

Lass es in Ewigkeit lebendig sein!


Lass es doch nicht in engen Grenzen sterben!

Schließ es nicht ab im "Was", nicht von der Leere aus!

Im "Was" kann es als "Wie" nicht weiterleben.

Es wird ermordet in der Fremde, fern vom VATERhaus.

 

 

In einem Namen endet die Einmaligkeit,

die es vereinigt mit dem großen Einen.

Wenn Einzigartiges in Ketten stirbt,

ist das ein Grund, zu trauern und zu weinen.


 

Lass jedes Nun zurück zur Heimat finden,

die auf es wartet und es schon vermisst!

Lass es als Kind die Hand des VATERS greifen,

an der es liebevoll geborgen ist!





PS.

 

Wie ist es möglich,

möglichst wenig Jetzte zu ermorden?

Das ist die wichtigste von allen Fragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Publiziert am: Samstag, 07. Mai 2022 (468 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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