Mond-Spiegel

 

Der glatte, stille See -

er spiegelt klar den (wunder)vollen Mond.

Vom Wind bewegt -

der Mond verzerrt, gebrochen.

Und doch: derselbe Mond,

derselbe See.

 

 

 

 

 

 

Worte täuschen, sie verstellen

den Blick auf das, was wirklich ist.

Auch "wahre" Worte führen in die Irre -

auch dieses Bild von Mond und See.

Mond und See sind zwei.

Die Wirklichkeit ist eins.

 

 

 

Die Nonne Chiyono strebte lange Zeit vergeblich danach, die Erleuchtung zu erlangen.

Schließlich, in einer Mondnacht, holte sie Wasser in einem alten Eimer, der mit Bambus zusammengebunden war.

Der Eimer brach auseinander.

In diesem Augenblick wurde Chiyono befreit -

und schrieb ein Gedicht:

 

"Ich mühte mich auf manche Weise,

den alten Eimer zu erhalten.

Zerschlissen war der Bambusstrick.

Und schließlich riss er.

Der Boden fiel heraus.

Kein Wasser mehr im Eimer!

Kein Mond mehr im Wasser!"

 

(frei nach Paul Reps, Ohne Worte - ohne Schweigen)




Auch Worte

vom Mond, der sich im Wasser spiegelt;

Genauso wahr.

Genauso unwahr.

 

Publiziert am: Freitag, 21. Januar 2022 (466 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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