in Treue-Eiden sich einst zeigte

 

Gemeint sind hier die "Straßburger Eide" im Jahr 842, mit denen sich zwei Enkel Karls des Großen gegen den dritten verbündeten.

"Aber warum drückt sich denn in einem Sich-Verbünden, Sich-Verbinden Trennung und Spaltung aus?", wirst du, liebe Leserin vielleicht fragen.

Nun, weil es sich bei den Vertragspartnern u. A. um Karl den Kahlen, den König des Westfrankenreichs, und Ludwig den Deutschen, den König des Ostfrankenreichs handelte, die sich zur gegenseitigen Unterstützung gegen ihren Bruder Lothar verpflichteten, dem sie gemeinsam das Zwischen-Land in der Mitte streitig machen wollten, die wertvollsten Gebiete des Gesamtreichs, das dieser als der Erstgeborene samt der Kaiserkrone geerbt hatte. Und daraus, dass ihnen das auch gelang, sie das Gebiet Lothars unter sich aufteilen konnten, entstand schließlich die Rivalität zwischen dem späteren Deutschland und Frankreich, die Europas Geschichte leider Jahrhunderte lang geprägt hat.

 

Noch aufschlussreicher ist jedoch bei den Straßburger Eiden etwas Anderes:

Sie zeigen als erstes Dokument, dass sich das Frankenreich in zwei Sprachgebiete aufgespalten hatte, in ein romanisches im Westen und ein westgermanisches im Osten - und dass man in einem Reichsteil die Sprache des anderen nicht mehr verstand. Die Eidesformeln wurden in beiden Sprachen gesprochen, in einem Vorläufer des heutigen Französischen und in einem rheinfränkischen Dialekt, insgesamt von vier Personen, neben den Königen noch von deren Haupt-Vasallen; von den Königen quasi "überkreuzt" in der Sprache des anderen Landesteils, von den Vasallen in ihrer eigenen. Das deutet darauf hin, dass die beiden Brüder noch zwei-sprachig waren, die Vasallen jedoch nicht mehr, und dass die Könige gezwungen waren, in der Sprache des Bruders zu sprechen, weil sie in der eigenen von dessen Vasall nicht mehr verstanden worden wären.

 

Publiziert am: Sonntag, 21. November 2021 (428 mal gelesen)
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