Sabbat

 

Jeshua aus Nazareth erklärt denen, die ihm folgen, mit ihm wandern,

warum er ihnen erlaubt hat, am Schabbat Ähren zu rupfen,

was doch nach Moshes Gesetz verboten sei:

 

"Rabbi, du hältst den Schabbat und hältst ihn nicht. Du gehst in die Synagoge und feierst Pesach, Purim, Jom Kippur und was sonst anfällt.

Aber du lässt uns am Schabbat Körner abstreifen, Feigen pflücken, Kräuter sammeln."

"Ist das Arbeit?"

"Nach dem Gesetz: ja."

"Was ist Arbeit?"

"Pflügen, Graben, Ernten, Haus bauen."

"Das sind Arbeiten. Was ist Arbeit in ihrem Wesen?"

Wir dachten nach.

Jochanan (Johannes) fand als erster die Antwort:

"Arbeit, das ist Verändern."

Jeshua sagte: "Recht hast du. Nun sag mir aber auch, woher der Schabbat kommt!"

Das wussten wir alle: Der Schöpfer der Erde und des Himmels ruhte am siebten Tag.

"Er ruhte: er veränderte nichts. Das war sein Ruhen. Das Nicht-Verändern war Stillstand der Zeit. Das war der große Schabbat."

Jochanan sagte: "Der große Schabbat ist also das Aufhören der Zeit und damit jeder Veränderung. Wenn keine Zeit ist und also keine Veränderung, dann gibt es auch keine Veränderung vom Leben zum Tod.

Dann ist also der große Schabbat das Reich des ewigen Lebens in Frieden. Ist es so, Rabbi?"

"Und", sagte Schimon (Petrus), "weil der Ewige am Schabbat ruhte und gar nichts veränderte, darum dürfen auch wir nichts verändern. Als wir Körner abstreiften, veränderten wir etwas.

Also war es doch ein Brechen des Schabbat."

"Schimon", sagte Jeshua, "ist der Mensch für den Schabbat da oder der Schabbat für den Menschen? Hat der Ewige den Schabbat eingesetzt, um Menschen Fesseln anzulegen? Er hat ihn gemacht als Tag der Freude, als Tag der Freiheit, als Vorgeschmack des ewigen Schabbats. Wie soll er ein Tag der Freude und Freiheit sein, wenn der Mensch angstvoll gefangen ist im Netz der Gesetze und Vorschriften?"

Jehuda (Judas) sagte: "Willst du den Schabbat so nach und nach abschaffen?"

Jeshua antwortete: "Ich will ihn vielmehr ausdehnen aufs ganze Jahr, auf hundert Jahre, auf die ganze Zeit."

Jehuda lachte: "Das heißt die Arbeit abschaffen, Rabbi!"

"Ja", sagte Jeshua, "das heißt es. Der Mensch ist nicht für die Arbeit da, die Arbeit ist für den Menschen da."

 

(Luise Rinser, Mirjam)

 

Publiziert am: Dienstag, 05. Januar 2021 (774 mal gelesen)
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