Einer der Gründe, weshalb die einzig sinnvolle Haltung der Angst gegenüber darin besteht, sie zu akzeptieren und daraufhin zu ignorieren, besteht ja darin, dass wir die körperlichen Erscheinungen der Angst nicht beeinflussen, nicht kontrollieren können. Sie sind automatische Reaktionen des Körpers, die von selbst ablaufen, ohne unsere bewusste Beteiligung, ohne Absicht, ungewollt, teilweise sogar gegen unseren Willen. Wir können nicht steuern, wie schnell unser Herz schlägt, ob wir zittern, schwitzen, blass werden, ob uns übel wird oder schwindlig. Das gilt natürlich auch für das Atmen. Wir atmen-Gott sei Dank-von selbst, auch wenn wir nicht darauf achten, wie wir atmen, auch wenn wir gar nicht atmen wollen. Aber das Atmen nimmt doch unter den Körpersymptomen der Angst eine Sonderrolle ein. Es ist nicht nur eine autonome Reaktion des Körpers. Wir können unseren Atem auch absichtlich beeinflussen und verändern. Deshalb ist das Atmen der einzige körperliche Aspekt der Angst, bei dem und durch den wir die Angst unmittelbar kontrollieren können.

Zwischen dem Gefühl der Angst und dem Atmen gibt es eine wechselseitige Entsprechung. Wenn ich Angst erlebe, verändert sich das Atmen zu einer schnellen, oberflächlichen, auf den Brustbereich beschränkten Hechelatmung. Das ist eben die Art und Weise zu atmen, womit am schnellsten möglichst viel Sauerstoff in den Körper gepumpt wird, so dass der Organismus zum Kämpfen oder Flüchten optimal ausgerüstet wird. Aber die Wechselwirkung zwischen dem Gefühl und seiner körperlichen Entsprechung gilt auch umgekehrt, wirkt auch in die umgekehrte Richtung. Wenn ich das Atmen in Richtung einer langsameren, tieferen Atmung verändere, ist dieses Atmen mit dem Gefühl der Angst nicht mehr vereinbar. Das Gefühl der Angst muss sich mit verändern, wird abgeschwächt.

Deshalb können wir eine bewusste, absichtliche Veränderung des Atmens dazu nutzen, doch eine gewisse Kontrolle über die Angst zu bekommen. Dadurch machen wir uns das dennoch nach wie vor notwendige Akzeptieren der Angst als unangenehmes Gefühl , die notwendige Konfrontation mit der Angst etwas einfacher und leichter. Diese Möglichkeit, auf die Angst über das Atmen wenigstens doch wenigstens ein Bisschen Einfluss zu haben, sollte immer eingebettet bleiben in eine grundsätzliche Haltung des Akzeptierens: Angst ist grundsätzlich etwas, was man nicht steuern und kontrollieren, was man vor allem nicht bekämpfen kann. Das Atmen bildet dabei nur eine Ausnahme von dieser grundsätzlichen Tatsache, die nur eine begrenzte Wirkung hat, diese Tatsache nur einschränkt, aber nicht aufhebt.


Eine Form tiefen Atmens, die im Hinblick auf das Ziel, das Gefühl der Angst etwas erträglicher zu machen, besonders effektiv ist, habe ich kennengelernt, als ich Aikido, eine gewaltlose japanische Kampfkunst, praktizierte: das Ki-Atmen oder Ganz-Körper-Atmen


Dieses Ki-Atmen, dieses Atmen mit dem ganzen Körper läuft in folgenden einzelnen Schritten ab:


1.) Nimm eine aufrechte Sitzhaltung ein!

(Was das eigentlich bedeutet, werden wir später genauer besprechen)

Eine liegende Position ist ungeeignet.

2.) Leg den Kopf etwas zurück, so dass dein Blick etwas schräg nach oben gerichtet ist !

3.) Atme tief ein und öffne den Mund so weit, wie es ohne Anspannung möglich ist!

4.) Lass nun die Luft ruhig und gleichmäßig, nicht unterbrochen, ohne Schwankungen , mit einem deutlich hörbaren „Ha“-Ton ausströmen, bis deine Lungen vollständig entleert sind

5.) Lass den Kopf los, so dass er von selbst entspannt nach vorne und unten fällt!

6.) Schließe deinen Mund und atme ebenso gleichmäßig, ohne Schwankungen und Unterbrechungen wieder ein. Verlangsame dabei das Einatmen, indem du den Luftstrom etwas blockierst!

Atme ein, bis deine Lungen vollständig gefüllt sind!

Bleibe während des ganzen Einatmens in der etwas nach vorne gesenkten Kopfhaltung!

7.) Wenn die Lungen völlig mit Luft gefüllt sind, hebe den Kopf an, so dass du wieder schräg nach oben schaust, und beginne, wieder die Luft ausströmen zu lassen!



Aspekte auf vier Ebenen.

1.:auf der physischen Ebene. richtige Haltung

2.: auf der biologischen (ätherischen) Ebene: volles Ausnutzen des Atemvolumens

3. auf der psychischen (astralen) Ebene: Beruhigung (Befriedung) der Emotionen

4.: auf der Ebene des Geistes, des Ichs: Einheit von Körper und Geist


1.Haltung (Entwurf, wird noch bearbeitet)

Fersensitz (Seiza)

Vertikale Mitte finden

Haltung, in der man das Gewicht einfach wirken läßt, ohne etwas zusätzlich zu tun

Mitte zwischen gerade, senkrecht ( zu sehr gegen die Schwerkraft) und Sich-Hängen-Lassen ( zu starkes Nachgeben gegenüber der Schwerkraft)

Am einfachsten findet man diese Mitte, indem man den Rücken überstreckt und dann diese Über-Spannung etwas loslässt


Entsprechung zwischen äußerer Haltung und Bewusstseinszustand:

Wenn ich mich zu sehr gegen die Schwerkraft anspanne, ist auch der Geist in einem zu sehr angespannten Zustand, gewissermaßen über-wach

Wenn ich mich der Schwerkraft zu sehr überlasse, ihr an einer Stelle auf Kosten der Anspannung an anderen Stellen zu sehr nachgebe, werde ich sofort schläfrig, unter-wach. Körper und Geist sind in einem Zustand, den man beim Aikido „tote Entspannung“ nennt.

Wenn ich körperlich eine mittlere Haltung gegenüber der Schwerkraft einnehme, befindet sich der Körper in einem Zustand „lebendiger Entspannung“. Und diesem körperlichen Zustand entspricht im Bewusstsein ein Zustand ruhevoller Wachheit

Horizontale Mitte finden

Position, in der das Skelett alleine die aufrechte Haltung aufrechterhält, ohne dass Muskeln beansprucht werden müssen


2.stärkeres Ausnutzen des Atemvolumens

Ein Zen-Meister fragte einmal seinen Schüler: „Was ist das Wichtigste im Leben?“ „Wahrheit. Meister“, antwortete der junge Mann, ohne zu zögern. Der meister packte den Kopf des jungen Mannes und tauchte ihn in einen Bottich, wo er ihn einige Augenblicke unter Wasser hielt. Schließlich erlaubte der Meister dem Schüler, wieder aufzutauchen. Der Schüler schnappte nach Luft, und es war ihm jetzt vollkommen klar, was das Wichtigste im Leben ist.

Von den fünf Notwendigkeiten des Lebens (Nahrung, Wasser, Schutzraum, Kleidung und Luft) ist die letzte diejenige, die am unmittelbarsten sofort gebraucht wird, und es ist die , die es im größten Überfluss gibt. Es ist auch die einzige, die frei ist. Die Lungen eines Menschen können zwischen 3000 und 4000 Kubikzentimeter Luft mit jedem Atemzug aufnehmen, und dennoch nutzen die meisten von uns nur einen kleinen Teil dieses Potentials , indem wir etwa 500 Kubikzentimeter aufnehmen, wenn wir im Alltag atmen. Man nimmt allgemein an, dass ein Teil unseres Körpers, der nicht genutzt wird, anfängt, zu schrumpfen, und eventuell unbrauchbar wird. Die Lungen machen von dieser Regel keine Ausnahme. Wenn wir Ki-Atmen , oder Ganz-Körper-Atmen praktizieren, nehmen wir uns jedenfalls die Zeit und die Aufmerksamkeit, vollständig zu atmen, das volle Fassungsvermögen unserer Lungen zu nutzen.

Der menschliche Körper besitzt Tausende von Blutgefäßen: Arterien, Venen und Kapillare. Das mit Sauerstoff oder Kohlendioxid gesättigte Blut benötigt etwa 20 Sekunden, um sein Zirkulieren durch den Körper abzuschließen. Während dieses kurzen Kreislaufs von den Lungen zu den Zellen und wieder zurück zu den Zellen fließt der ganze Sauerstoff, der der wesentliche Treibstoff unserer energetischen Zell-Maschinen ist, und das ganze Kohlendioxid, das das giftige Abfallprodukt dieser kleinen Maschinen ist, im Blutstrom. Wie viel von diesem benötigten Sauerstoff zur Verfügung steht, und wie viel von dem Kohlendioxid entsorgt wird, das ausschließlich davon ab, wie viel im Blutstrom zu irgendeiner Zeit vorhanden ist. Wenn wir die Möglichkeit haben, dieses Atemsystem voll zu nutzen, ist es offensichtlich, dass es mit Sicherheit vorteilhaft ist, genau das auch zu tun, und so vollständig , wie es möglich ist.


3.Entspechung zwischen ruhigem Atmen und ruhigen Emotionen
(Entwurf, wird noch bearbeitet)


4.Einheit von Körper und Geist


Der Körper stellt uns zwei Arten von „Werkzeugen“ zur Verfügung: „Sinneswerkzeuge“ (Augen, Ohren, etc.) und „Handlungswerkzeuge“(Hände und Füße). Alle diese „Werkzeuge“ können nur in der Gegenwart tätig sein, auf das wirken, was jetzt da ist. Mit meinen Augen kann ich nur ein Auto sehen, das jetzt an mir vorbeifährt, nicht eins, das vor einer halben Stunde vorbeigefahren ist und schon gar nicht eins, das erst in einer halben Stunde vorbeifahren wird. Und mit meinen Händen kann ich nur nach einem Apfel greifen, der jetzt vor mir an einem Baum hängt. Mit meinem Körper lebe ich also immer in der Gegenwart, kann ich nur in der Gegenwart leben.

Mi meinem Geist kann ich-zum Glück- die Gegenwart verlassen, kann in die Vergangenheit und Zukunft gehen. Ich kann mich an etwas erinnern, dankbar auf ein schönes Erlebnis zurückschauen, kann aus früheren Erfahrungen lernen, sie für die Gegenwart nutzen, kann etwas für die Zukunft planen. Diese Fähigkeit, in die Vergangenheit und Zukunft zu gehen, gibt mir als erwachsenem Menschen eine Menge zusätzlicher Möglichkeiten, die ein Tier nicht hat und ein Kleinkind noch nicht hat, weil sie auf die Gegenwart beschränkt sind.

Leider wird diese Fähigkeit, diese Möglichkeit, die Gegenwart zu verlassen, oft oder sogar meistens missbraucht. Wir beschäftigen uns mit Vergangenem und Zukünftigem auch dann, wenn es gar nicht notwendig, nützlich und hilfreich ist, sondern auch zu Zeiten, wo es bestenfalls nutzlos, schlimmstenfalls sogar schädlich ist, befassen uns mit verschütteter Milch und ungelegten Eiern. Darauf werden wir noch näher zu sprechen kommen, wenn wir uns den automatischen Gedanken zuwenden, den Gedanken, die nicht ich wirklich denke, sondern die sich verselbständigt haben, die sich selbst in mir denken, oft sogar gegen meinen Willen. Wenn man seine Gedanken mal eine Zeit lang genauer beobachtet, bemerkt man, dass es nur wenige Augenblicke gibt, in denen es wirklich sinnvoll ist, dass sich der Geist in der Vergangenheit und Zukunft aufhält, in dem, was nicht mehr da ist und noch nicht da ist. In allen anderen Augenblicken versetze ich mich, wenn mein Geist die Gegenwart verlässt, in einen Zustand der Spaltung, der Trennung von Geist und Körper, der sich nicht gut anfühlt und mir auch nicht gut bekommt: Während der Körper, der ja gar nicht anders kann, in der Gegenwart lebt, irrt der Geist irgendwo in der Vergangenheit und Zukunft herum, in „wilden Phantasien“, die Ängste und Sorgen verursachen, oder in Erinnerungen, die die Gegenwart wie mit Bleikugeln belasten. Meistens ist es günstig, wenn auch mein Geist wie mein Körper sich in der Gegenwart aufhält. Dann versetze ich mich in einen Zustand der „Einheit von Körper und Geist“, der gesund ist, der sich gut anfühlt und auch gut tut.

Das haben Menschen schon seit langer Zeit, vielleicht schon immer, gewusst. Und deshalb hat eine Vielzahl unterschiedlicher Kulturen Verfahren erfunden, einen solchen gesunden Zustand der Einheit von Körper und Geist herzustellen. Alle diese unterschiedlichen Wege folgen letztlich einem naheliegenden, sich anbietenden Prinzip: Der Körper ist ja sowieso immer in der Gegenwart. Wenn man nun will, dass auch der Geist sich in der Gegenwart aufhält, bietet es sich an, den Geist, die Aufmerksamkeit, an irgendetwas zu binden, was der Körper mit Hilfe seiner Sinnes und Handlungswerkzeuge gerade tut, dafür zu sorgen, dass die Aufmerksamkeit bei dieser gegenwärtigen Tätigkeit des Körpers bleibt bzw dann, wenn er davon abschweift, möglichst bald wieder zu ihr zurückkehrt. Die einzelnen Wege unterscheiden sich jetzt dadurch, an welche der Körperaktivitäten die Aufmerksamkeit gebunden, gewissermaßen „verankert“ wird: bei Atemübungen an das natürliche oder absichtlich veränderte Atmen, an geführte Bewegungen bei den Bewegungsmeditationen wie Tai Chi oder Qui Gong, an bestimmte Arten des Sehens oder an alle Sinneswahrnehmungen insgesamt wie bei der Zen-Meditation. Das Prinzip aber, die Aufmerksamkeit an etwas, was man mit Händen, Füßen, Augen, Ohren oder dem Zwerchfell gerade tut, ist bei all diesen Übungen dasselbe.

Eine der verschiedenen Möglichkeiten, Einheit von Körper und Geist hervorzubringen, besteht also darin, die Aufmerksamkeit an das Atmen zu binden. Der Vorteil dieser Verbindung im Vergleich mit anderen Formen, den Geist an eines der „Werkzeuge“ des Körpers zu binden, besteht darin, dass es immer möglich ist. Unser Geist , unser Bewusstsein ist immer da, gegenwärtig, und das Atmen ist auch immer da. Ich kann deshalb immer das, was immer da ist, an das andere binden, was auch immer da ist. Das ist z. B bei einer Bewegungsmeditation anders.

Das Ki-Atmen ist nun eine von verschiedenen Möglichkeiten, das Bewusstsein an das Atmen zu binden. Das Besondere, was das Ki-Atmen von anderen Atemmeditationen unterscheidet, ist dabei, dass die Aufmerksamkeit sich nicht auf das im Alltag natürlich ablaufende Atmen richtet, dass man das Atmen, wie es von selbst abläuft, einfach geschehen läßt, ohne es zu verändern, ohne in diesen Ablauf einzugreifen, und dann dieses „natürliche“ Atmen einfach achtsam wahrnimmt, sondern es wird ja eine im Alltag nicht übliche Form des Atmens , gewissermaßen ein „Kunst-Atmen“, zu einem gewissen Zweck absichtlich neu erschaffen, und mit bewusster Aufmerksamkeit begleitet. ( Ich werde dir, lieber Leser, später auch eine Atemübung vorstellen, bei der der Geist auf das natürliche Atmen gerichtet wird)