Beinahe tot


 

Angst vor dem Sterben ist verständlich.

Tot-Werden kann bedrückend, schrecklich sein.

Angst vor dem Tod dagegen ist verdrehter Wahnsinn.

Denn Tot-Sein ist befreites Leben - herrlich.




Nahtod-Erfahrungen
 

Einen Hin-weis (leider keinen eindeutigen Be-weis), dass das Tot-Sein ein wunderbar reiches Leben ist, geben die Erfahrungen von Menschen, die quasi schon tot waren und dann ins Leben zurückgeholt worden sind, die sogenannten Nahtod-Erfahrungen. Viele wären lieber im Leben jenseits des Todes geblieben, waren missmutig oder betrübt darüber, dass sie doch noch länger im Leben diesseits des Todes bleiben mussten. Ich stelle dir, lieber Leser, deshalb drei besonders beeindruckende Beispiele einer solchen Grenzerfahrung vor:


Gleichzeitig war eine Flut von Licht da, ich möchte nicht sagen, das kam von irgendwoher, ja, es war einfach Licht da, als ob es so floss durch den ganzen Raum. Und verbunden damit war ein Gefühl von Wirklichkeit, wie ich es zuvor noch nie erlebt habe, und es war auch das Gefühl, als würde ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich sehen, als ob all das, was ich davor für Sehen oder Wahrnehmen gehalten habe, diesen Namen gar nicht verdient. Das merkte ich in diesem Augenblick ... so... ja, ein wirkliches Gefühl von Wirklichkeit, und ich war Teil der Wirklichkeit. Und ...ich sah dann, und alles zur gleichen Zeit, mein gesamtes Leben. Es war alles da, es fehlte nichts, es war...jedes Detail war da und es war alles gleichzeitig. Und in dem Augenblick erkannte ich, es war alles in Ordnung gewesen, es hat alles gestimmt, und in diesem Fall, in diesem Augenblick setzte auch eine unbeschreibliche Freude ein, so über dieses schöne Leben. Und gleichzeitig war ein Gefühl von tiefer Traurigkeit und Bedauern über die vielen vergeblichen, gar nicht notwendigen Mühen, mit denen ich mich und andere Menschen gequält hatte, um Dinge in Ordnung zu bringen, in Unkenntnis, dass sie längst in Ordnung waren. Und in dem Augenblick war mir auch klar, dass Zeit ein Begriff ist, der vielleicht innerhalb eines ganz kleinen Bezugsrahmens eine Gültigkeit hat. Aber darüber hinaus gibt es diese Gültigkeit nicht. Ich glaube, wir haben die Wahl, uns innerhalb der Zeit oder außerhalb der Zeit, das heißt in der Gegenwart, uns aufzuhalten. So dieses Gefühl von Zeitlosigkeit oder von Augenblicklichkeit oder von Gegenwärtigkeit. (...) All das kam aus diesem Blick zurück auf das Leben, es war wirklich ein Blick zurück, denn das, was ich sah, war nicht vor mir, sondern es war hinter mir, diese Lebenslandschaft. Es war hinter mir und trotzdem sah ich es, als ob es vor mir wäre.

 

(Iris Paxino, Brücken zwischen Leben und Tod, S. 52)

 


 

"Eines der Erlebnisse, die am meisten zu meiner Transformation beigetragen haben, bestand darin, viereinhalb Minuten lang tot auf einem Operationstisch zu liegen. Ich weiß, viereinhalb Minuten machen mich nicht zur Expertin. Aber diese Erfahrung half mir, meinen Weg an manchen Stellen, wo er ungute Krümmungen machte, zu begradigen; und sie führte mich weit fort von meinem ursprünglichen Standort. In der Familie, aus der ich stamme, wurde “dieses Wort” (Tod) nie erwähnt.

Bevor ich 25 wurde, war ich nie auf einer Beerdigung gewesen. Man starb nicht; man ließ sich nur nirgendwo mehr sehen. Der Tod war der Gipfel des Versagertums.

Meine kleine Viereinhalb-Minuten-Erfahrung unterschied sich so sehr da­von. Es fällt mir immer noch schwer, sie in Worte zu fassen - ich habe die Form nicht gefunden, in die ich die Intensität der Verzückung zu fassen vermöchte, die ich erlebt habe. Ich habe versucht, die sich ständig verändernden Lichtmu­ster zu beschreiben, die mich umtanzten, aber meine Zunge stolpert am Ende über Wolken. Es war, als sei meine Seele ergriffen und über das ganze Universum verteilt, oder vielmehr, als seien das Universum und meine Seele so miteinander verwoben, daß es unmöglich war, zu sagen, wo das eine begann und die andere endete. Ich wurde zu einem Zyklon intensiver Wachheit. In dem größten Schulraum, den man sich vorstellen kann, lernte ich eine Geometrie des Lebens, in der alles einen Sinn ergab. Eine unendliche Zahl von getrennten, unzusammenhängenden Fasern verspann sich zu einem einzigen dicken Faden.

Ich schaute aus einer Höhe von tausend Meilen herab und sah meinen armen in grünes Tuch gehüllten Körper auf dem metallenen Operationstisch liegen; der Arzt spritzte Adrenalin, die Schwester huschte wie verrückt über den Linoleumboden. Zur gleichen Zeit erhob sich eine Stimme um mich herum und in mir, die fragte: “Hast du genug Freude erlebt?” In diesem Moment wurde mir klar, dass ich von all den Millionen Augenblicken meines Lebens nur sehr wenige wirklich erlebt hatte. Die meisten von ihnen hatte ich verpasst, indem ich wie verrückt in Richtung Zukunft raste und vor der Vergangenheit davonlief. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schock, so, als wäre ich ein Vogel, der gegen eine große Glastür fliegt.

Es folgte eine zweite Frage: "Was hast du noch nicht gesehen?” Dann hörte ich eine Art Rascheln, ein sanftes Brausen um mich herum, ein Ziehen, Zerren, Abwärts-Schweben, das mich in den Operationssaal zurückbrachte, zurück in meinen Körper.

Solch ein kurzer, intimer und letztlich zeitloser Moment, doch nichts war seither wie zuvor. Ich erlebte eine gefühlsmäßige und spirituelle Verschiebung zu einer Art des Denkens, bei der es nicht mehr so wichtig für mich war, “etwas zu werden” - reich zu werden, geliebt zu werden, vorwärts zu kommen, anerkannt zu werden. Durch das dauernde “Werden” verpasste ich zu viel.

Diese viereinhalb Minuten formten mich, so, wie ein Fluss die Wände eines Canyons formt. Der innere Kompass hat sich statt am Werden und Bekommen am Geben ausgerichtet - einem Geben, bei dem ich mich nicht weggebe. Zu lernen, so viel Freude wie möglich zu empfinden, ist zu meinem magnetischen Nordpol geworden; darauf zu bestehen, ein Leben zu erschaffen, das so lebendig und von Freude erfüllt ist, dass ich es nicht verlassen möchte."

(Dawna Markova, Die Versöhnung mit dem inneren Feind, S.16)




Plötzlich trat etwas Unglaubliches ein. Das Licht am Ende des Bettes begann, immer heller zu werden. Zuerst dachte ich, dass es das kleine Nachtlicht war, bis mir klar wurde, dass es von einer Stelle neben dem weißen Nachttisch am Kopfende des Bettes ausging. Es nahm an Intensität zu, bis es so hell wie eine Million Schweißbrenner schien.

Ich wusste, würde ich meine menschlichen Augen statt derjenigen meines geistigen Körpers benutzen, ich wäre auf der Stelle erblindet.

Dann passierten drei Dinge gleichzeitig: Etwas tief im Innern meines geistigen Wesens sagte: "Steh auf! Du bist in Gegenwart des Sohnes Gottes!"

Schlagartig wurde ich vom Bett hoch auf meine Beine gerissen. Aus dem gleißenden Licht am Kopfende des Bettes trat das herrlichste Wesen, das ich jemals zuvor gesehen hatte.

Die Krankenhauswände verschwanden und an deren Stelle trat ein lebendiges Panorama meines gesamten Lebens, in dem ich alles, was ich in meinem Leben getan hatte, im Detail sah, angefangen bei meiner eigenen Kaiserschnittgeburt bis zu meinem gegenwärtigen Tod.

Ich war in der Gegenwart desjenigen, der sagt: "Ich bin das Alpha und das Omega, der ist und immer war, der kommen wird, der unumschränkte Herr aller." .....

Ich stand vor diesem majestätischen Wesen, welches zu mir sprach: "Steh auf, du bist in Gegenwart des Sohnes Gottes!" Ich hatte niemals zuvor ein solches Wesen erblickt. Es war kraftvoll gebaut, sogar in seinem geistig verklärten Körper, welcher ein gleißend weißes Licht ausstrahlte. Ich dachte: "Es wäre kein Wunder, wenn Er durch eine aufgebrachte Menschenmenge ginge und Ihn keiner angreifen würde, im Falle, dass sein physischer Leib ähnlich Seinem geistigen Leib wäre." In der Tat sah er nicht so aus wie auf den Bildern der bemalten Glasfenster in den Kirchen, die ich von ihm gesehen hatte. Dies hier war kein sanfter Jesus, demütig, schwach und milde. Hier stand ein kräftiger Mann, der reine Kraft verstömte. Aufgrund des hellen Lichtes, das von diesem Wesen ausging, war es schwierig, die Farbe seiner Haare oder Augen auszumachen, aber ich fühlte mehr als dass ich sah, dass es blaue Augen, mit kastanienbraunem, in der Mitte gescheiteltem Haar hatte. Es war etwas größer als ich, was heißen würde, dass es größer als 1,85 m war. Obwohl es in ein herrliches weißes Gewand gekleidet war, schien seine kräftige, muskulöse Gestalt hindurch zu scheinen. Es war alterslos, und doch schien es etwa 35 Jahre alt zu sein.

Die oben angeführten Beschreibungen reichen nicht aus, um das Herausragendste an Ihm zu beschreiben. Hier stand ein Wesen vor mir, dass alles, was ich jemals in meinem Leben getan hatte, wusste, denn mein Lebenspanorama umgab uns, und trotzdem nahm es mich voll an und liebte mich. Noch niemals zuvor fühlte ich eine solche Liebe oder Leidenschaft. Bevor Er im Zimmer erschien, war ich hoffnungslos alleine und furchtsam und nur in Gedanken damit beschäftigt, wie ich in meinen Körper zurückkehren könnte, um mein irdisches Leben weiter zu führen. Nachdem ich mich in seiner Gegenwart befand und seine Liebe fühlte, wollte ich Ihn unter keinen Umständen jemals wieder verlassen. Nichts, was ich besaß, noch irgend jemand, den ich auf Erden kannte, wäre in der Lage gewesen, mich dazu zu bringen, jemand zu verlassen, der mich so wie er liebte und annahm.

Wenn er sprach, so hörte ich seine Worte in einer unvergleichlichen Weise wie von niemandem sonst. Ich hörte Ihn aus meinen eigenen Geisttiefen sprechen. Mein Geist, nicht mein Gehirn, denn mein menschliches Gehirn, soweit ich es verstand, war in meinem Kopf und dem Körper auf dem Bett, der noch genauso tot aussah wie zu dem Zeitpunkt, als ich zuerst ins Zimmer zurückkam. Der erste Gedanke, den Er in meinen Verstand übermittelte, war: "Was hast du aus deinem Leben gemacht?"

Diese Frage stellte er auf eine sokratische Weise. Sicher fragte er nicht, um irgendwelche Informationen zu erhalten, denn wir konnten beide mein vollständiges Leben auf Erden übersehen. Es schien mir eher, als wollte Er, dass ich mir mein Leben genau betrachtete und überdachte. Nicht so, wie ich die Begleitumstände gesehen oder mir gedacht hatte, sondern so, wie sie tatsächlich waren......
Ich hoffte, seine Aufmerksamkeit auf die außergewöhnlichen Dinge in meinem Leben lenken zu können, so dass er die Zeiten, in denen ich Dinge getan hatte, von denen ich nicht wollte, dass er sie sah, wie z. B. wenn ich meine Beherrschung verloren hatte oder andere für meine Fehler verantwortlich machte, nicht bemerken sollte.

Als Antwort auf Seine Frage, dachte ich: "Ich war ein Eagle Scout."

Plötzlich machte ich eine schockierende Entdeckung. Er war sich sofort darüber im Klaren, was ich dachte. Es war unmöglich, das Eine zu sagen, während man das Andere dachte, wie es die meisten von uns auf dieser Ebene unserer Existenz tun. Diese Entdeckung machte mir bewusst, dass Heuchelei unmöglich war.

"Das ehrte dich. Was hast du aus deinem Leben gemacht?" fragte Er zum zweiten Mal.

"Ich war Präsident unserer College Vereinigung", antwortete ich im Geiste.

"Was hast du aus deinem Leben gemacht, was du Mir zeigen könntest?"

Er war viel zu liebenswürdig, als dass Er meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt hätte, dass ich erst zum Präsidenten gewählt worden war, nachdem viele meiner Mitbrüder schon zum Armeedienst gerufen worden waren. Ich wusste, was Er mit seiner Frage meinte. Die Frage, die Er in Wirklichkeit mir entgegen schmetterte, war: "Was hast du aus deinem Leben gemacht, um mir die Liebe zu zeigen, die ich zu leben gelehrt habe?"

Ich wich erneut aus. Hätte er irgendetwas Verurteilendes in seinem Wesen gehabt, so wäre ich mit Angst erfüllt gewesen. So wie es war, wusste ich, dass ich nicht nur versagte, wenn ich die Frage wahrheitsgemäß beantworten würde, sondern meine echte Verwirrung kam daher, dass, da ich diese Art Liebe vorher niemals gekannt hatte, ich sie auch nicht hätte weiter geben können.

"ich bin zu jung zum Sterben", dachte ich.

"Niemand ist zu jung zum Sterben, denn der physische Tod ist nur ein körperlicher und eine vorübergehende Pforte, um zu einem anderen Gebiet zu gelangen, durch die du gerade hindurch gegangen bist."

Er brachte das Ganze zu einem Ende, indem Er das Panorama meines Lebens schloss.

(George G. Richie, Mein Leben nach dem Sterben)

 



Wenn du dich näher mit Nahtod-Erfahrungen befassen willst: einen guten Überblick gibt das Buch "Berichte aus dem Jenseits"  von Hubert Knoblauch.
 





 

Publiziert am: Dienstag, 09. März 2021 (688 mal gelesen)
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