Töte nicht dein Kind!


 

In dieser Nacht wurd' ich geweckt von einem Traum -

heftig und krass, beeindruckend-bedrückend.

Erschreckt durch grauenvolle Bilder stand ich auf -

ich konnte sowieso nicht weiterschlafen -

und fasste mich durch Schreiben dieser Zeilen:




Du hast dein Kind getötet.

Das Urteil des Verstands hat es befohlen.

Im Blut des Schweines, das geopfert wurde,

hast du es selbst ertränkt.


 

Ich habe zugesehen.

Ich stand daneben.

Ich hab' es nicht verhindert.

Hätte ich eingegriffen,

wär es nicht gescheh'n.


 

Das Kind hat mir vertraut.

Doch ich hab' es verraten.

Ich hab' es nicht geschützt,

Ich hab' es nicht gerettet.


 

Gehorche nicht der Stimme, die den Tod befiehlt!

Verurteil' nicht das Schwein! Verurteil' nicht das Kind!

Es müssen beide nicht geopfert werden.

 

Töte nicht selbst das Kind in dir!

Das Kind, das ist die Unschuld, die nicht urteilt.

Es ist der Teil von dir, der heilig ist.

Lass doch das Kind in seiner Reinheit weiter leben,

noch makellos, von Schuld noch nicht berührt!

Es hat doch nichts getan; es tut doch nichts.

Es spielt doch nur, lass es doch weiter spielen!


Opfer' auch nicht das Schwein!

Veredele das Schwein!

Erziehe dir das Schwein!

Mach' es zum Trüffelsucher!


 

Das Kind stirbt immer neu, stirbt immer wieder.

Das Kind wird immer wieder neu getötet.

Mit jedem Urteil töte ich das Kind.

Und ich hab' immer wieder neu die Wahl:

Ich kann die Unschuld retten,

kann sie dem Urteil opfern.


Das Kind, es wird getötet nur im Traum.

Das, was im Traum geschieht, geschieht nicht wirklich.

Das Kind, es lebt. Das Kind wird immer leben.

Es kann in Wirklichkeit gar nicht getötet werden.

Es muss in Wirklichkeit auch nicht gerettet werden -

nur im Traum.

 

Publiziert am: Donnerstag, 08. Oktober 2020 (896 mal gelesen)
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