Treppen

 

Die Treppe

Der Weg ist eine Treppe - gebaut aus vielen Stufen.

Du kannst nicht seh'n, wo sie beginnt;

siehst auch nicht, wo sie endet.

Nur ein paar Stufen kannst du seh'n,

am klarsten die, auf der du stehst

und noch die letzten, schon die nächsten.


Von diesen Stufen kannst du keine überspringen.

In festgelegter Folge musst du geh'n.

Denn jede Stufe gründet auf der letzten

und bildet selbst den Boden für die nächste.
 

 

Sei deshalb mit Geduld auf deiner Stufe!

Treib dich nicht hastig weiter, lass dir deine Zeit!

Nur wenn du diese Stufe voll und ganz durchlebt hast,

kannst du mit sicherem Fuß zur nächsten weiterschreiten.

 

 

Doch steh' auch nicht zu lang' auf einer Stufe!

Sie lädt nicht dazu ein, ewig zu bleiben.

Sie ist ein Rasthaus, ist kein Ort zum Wohnen.

Der Sinn der Treppe ist das Aufwärts-Steigen.

Wenn die Zeit reif ist, sei dazu bereit!

Dann
ruft dich eine mächt'ge Stimme:

"Komm' doch zu mir nach oben!"

Und wenn du sie nicht hören willst,

wenn du zu träge bist, zu feig',

fällst du zurück nach unten.


Die Treppe insgesamt ist wie ein Fluss.

Schiebe den Fluss nicht an!

halte den Fluss nicht auf!

Lass' ihn nur fließen!




Kommentar.

 

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

blüht jede Weisheit auch und jede Tiugend

zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

in andere, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

der und breschützt und der uns hilft, zu leben.

 


Woir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

ankeinem wie an einer Heimat hängen.

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen.

Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise,

und traulkich eingewohnt, so droht Erschlaffen.

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

uns neuen Räumen jung entgegen senden,

des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse)




 "Stufen: von 'un-' zu 'über' "
 "Drei-Schritt des Urteilens"






 

Publiziert am: Dienstag, 09. Februar 2016 (1273 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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