Beobachter-Übung

 

Der innere Beobachter

Diese Übung  stellt einen Weg dar, den Ort zu erfahren, wo Sie nicht ihre Programme sind. Es gibt keine Möglichkeit, bei dieser Übung etwas falsch zu machen. Wir werden nur beobachten, was Sie gerade fühlen oder denken, und alles, was dabei auftritt, ist richtig. Schließen Sie einfach ihre Augen, machen Sie es sich in ihrem Sessel bequem und folgen Sie meiner Stimme. Wenn Sie bemerken, daß Sie abschweifen, kommen Sie einfach ganz sanft zum Klang meiner Stimme zurück.

Richten Sie jetzt für einen Moment ihre Aufmerksamkeit auf Sie selbst in diesem Raum. Machen Sie sich ein Bild von dem Raum. Machen Sie sich ein Bild von Ihnen selbst in diesem Raum und von dem Ort, an dem Sie sich im Raum befinden. Nun richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Körper und beginnen Sie,  Ihren Körper zu spüren. Bemerken Sie, wie Sie im Sessel sitzen. Achten Sie darauf, wie Ihre Haut den Sessel berührt. Bemerken Sie alle körperlichen Empfindungen, die da sind. Nehmen Sie diese Empfindungen nur zur Kenntnis und erlauben Sie ihrem Bewußtsein, weiterzugehen. (Pause)

            Nun bemerken Sie ihre Gefühle, die Sie gerade haben, und wenn Sie welche haben, stellen Sie nur fest, daß sie da sind. (Pause)

            Nun nehmen Sie Kontakt auf mit Ihren Gedanken und betrachten Sie sie einfach für ein paar Augenblicke. (Pause)

            Nun beachten Sie bitte Folgendes:  als Sie diese Dinge bemerkten,  war es ein Teil von Ihnen , der sie bemerkte. Sie bemerkten diese Empfindungen, diese Gefühle, diese Gedanken. Und diesen Teil von Ihnen werden wir das Beobachter-Ich nennen. Es gibt eine Person in Ihnen, hinter diesen Augen, die sich dessen bewußt ist, was ich gerade jetzt sage. Und das ist dieselbe Person, die Sie Ihr ganzes Leben lang gewesen sind. In einem gewissen tiefen Sinne ist dieses Beobachter-Ich das Ich, was Sie Ich nennen.

 

Ich bitte Sie, sich an etwas zu erinnern, was letzten Sommer geschah. Heben Sie einen Ihrer Finger, wenn Sie ein Erinnerungsbild in Ihrem Geist haben. Gut. Nun sehen Sie sich einfach um. Erinnern Sie sich an alle Dinge, die damals gerade geschahen. Erinnern Sie sich an die Seheindrücke....die Geräusche...Ihre Gefühle....und während Sie das tun, überprüfen Sie, ob Sie bemerken können, daß Sie damals da waren und damals das bemerkten, was Sie bemerkten. Schauen Sie, ob Sie die Person hinter Ihren Augen erfassen können, die sah, hörte und spürte. Sie waren damals dort, und Sie sind jetzt hier. Ich fordere Sie nicht auf, das zu glauben. Ich ziehe keine logische Schlußfolgerung. Ich lade  Sie nur dazu ein, die Erfahrung zu bemerken, sich etwas bewußt zu sein, und zu überprüfen, ob  nicht in einem gewissen tiefen Sinn das Ich, das jetzt hier ist, damals dort war. Die Person, der das bewußt ist, was Ihnen bewußt ist, ist jetzt hier und war damals dort. Überprüfen Sie, ob Sie die wesentliche Kontinuität bemerken- in einem gewissen tiefen Sinn- auf der Ebene unmittelbarer erlebter  Erfahrung, nicht von Vorstellungen und Überzeugungen-sind Sie immer Sie gewesen ihr ganzes Leben lang.

 

Ich bitte Sie, sich an etwas zu erinnern, was geschah, als Sie noch ein Teenager waren. Heben Sie Ihren Finger, wenn Sie ein Bild in Ihrem Geist haben. Gut. Nun sehen Sie sich wieder um. Erinnern Sie sich an all die Dinge, die damals geschahen. Erinnern Sie sich an die Seheindrücke...die Geräusche....die Gefühle...und nehmen Sie sich Ihre Zeit dafür. Und wenn Sie sich klar darüber sind, was damals war, überprüfen Sie, ob Sie erfassen können, nur für eine Sekunde, daß damals eine Person hinter Ihren Augen da war, die das alles sah, hörte und fühlte. Sie waren auch damals da, und überprüfen Sie, ob es nicht tatsächlich so ist- als eine Tatsache der Erfahrung, nicht als Glauben- daß es eine wesentliche Kontinuität gibt zwischen der Person, der das bewußt ist, was Ihnen jetzt bewußt ist, und der Person, der das bewußt war, was Ihnen damals bewußt war als Teenager, in dieser besonderen Situation.

 

Schließlich erinnern Sie sich an etwas, das geschah, als Sie noch  ein ziemlich junges Kind waren, etwa 6 oder 7 Jahre alt. Heben Sie  wieder einen Finger, wenn  ein Bild in Ihrem Geist aufgetaucht ist. Gut. Nun schauen Sie sich wieder um.  Sehen Sie, was geschah. Sehen Sie die Seheindrücke...hören Sie die Geräusche...fühlen Sie die Gefühle, und dann erfassen Sie die Tatsache, daß Sie dort waren, sehend, hörend und fühlend. Bemerken Sie, daß Sie dort waren hinter Ihren Augen. Sie waren damals dort, und Sie sind jetzt hier. Überprüfen Sie, ob in einem gewissen tiefen Sinn das Ich, das jetzt hier ist, damals dort war. Die Person, der das bewußt ist, was Ihnen bewußt ist, ist jetzt hier und war damals dort.

 

Sie sind Sie gewesen Ihr ganzes Leben. Überall, wo Sie gewesen sind, waren Sie wahrnehmend dort. Das ist das, was ich mit dem Beobachter-Ich meine. Und von dieser Perspektive oder von diesem  Blickpunkt aus bitte ich Sie, auf einige Bereiche des Lebens zu sehen. Lassen wir uns anfangen mit Ihrem Körper. Bemerken Sie, wie sich Ihr Körper ständig ändert. Manchmal ist er krank, und manchmal ist er gesund. Er kann ausgeruht oder müde sein. Er kann stark oder schwach sein. Sie waren einmal ein kleines Baby, aber Ihr Körper wuchs. Vielleicht sind sogar Teile Ihres Körpers entfernt worden, wie bei einer Operation. Einige Zellen sind gestorben, und nicht alle Zellen in Ihrem jetzigen Körper  waren schon da, als Sie ein Teenager waren, oder sogar im letzten Sommer. Ihre körperlichen Empfindungen kommen und gehen.  Sogar während wir miteinander gesprochen haben, haben sie sich verändert. Also wenn alles das sich ändert, und doch das Ich, das Sie Ich nennen, Ihr ganzes Leben lang da war, muß das bedeuten, daß Sie zwar  einen Körper haben, aber sich nicht so erfahren, daß Sie nur Ihr Körper sind. Also bemerken Sie jetzt Ihren Körper für einige Momente, und während Sie das tun, bemerken Sie genauso oft, daß Sie derjenige (diejenige) sind, der (die) bemerkt.

 

Nun lassen Sie uns zu einem anderen Bereich gehen: Ihre Rollen. Bemerken Sie, wie viele Rollen Sie haben oder gehabt haben. Manchmal sind Sie in der Rolle eines/r (passe die Beispiele an den Patienten an; z. B „Mutter...oder Freundin...oder Tochter...oder Ehefrau, manchmal sind Sie ein geachteter Arbeiter...oder ein Anführer ...oder ein Gefolgsmann“  etc ). In der Welt der Form befinden Sie sich zu jeder Zeit in irgendeiner Rolle. Wenn Sie versuchen würden, es nicht zu sein, würden Sie die Rolle spielen, keine Rolle zu spielen. Sogar jetzt besteht ein Teil von Ihnen darin, eine Rolle zu spielen...die Patientenrolle. Jedoch gleichzeitig bemerken Sie, daß ihr Ich auch gegenwärtig ist. Der Teil von Ihnen, den Sie Ich nennen, ist als Beobachter tätig und ist sich dessen bewußt, wessen Sie sich bewußt sind. Und in einem gewissen tiefen Sinne verändert sich dieses Ich nicht. Also wenn Ihre Rollen sich andauernd ändern, und doch das Ich, das Sie Ich nennen, Ihr ganzes Leben lang da gewesen ist, muß es so sein, daß Sie, obwohl Sie Rollen haben, Sie sich nicht so erfahren, daß Sie Ihre Rollen sind. Es geht nicht darum, dass Sie das glauben. Sie müssen das nicht glauben, weil Sie es unmittelbar erfahren. Schauen Sie nur und bemerken Sie den Unterschied zwischen dem, was sie anschauen und dem (der), der (die) anschaut.

 

Nun wollen wir zu einem anderen Bereich gehen: Ihren Gefühlen. Bemerken Sie, wie sich Ihre Gefühle andauernd ändern.  Manchmal fühlen Sie Liebe und manchmal Haß, manchmal Ruhe und dann Anspannung, fühlen sich freudvoll-leidvoll, glücklich-traurig. Sogar jetzt könnten Sie Gefühle erfahren- Interesse, Langeweile, Entspannung. Denken Sie an Dinge, die Sie mochten und nicht länger mögen; an Befürchtungen, die Sie einmal hatten und die jetzt aufgelöst sind. Das Einzige, womit man bei Gefühlen rechnen kann, ist, daß sie sich ändern. Auch wenn eine Welle von Gefühl auftaucht, sie wird mit der Zeit vorbeigehen. Jedoch, während diese Gefühle kommen und gehen, bemerken Sie, daß in einem gewissen tiefen Sinne dieses Ich sich nicht ändert. Es muß so sein, daß Sie zwar Gefühle haben, aber nicht nur Ihre Emotionen sind. In einer gewissen sehr bedeutenden und tiefen Weise erleben Sie sich als etwas Überdauerndes, Unverändertes. Sie sind gleich bleibend Sie durch all diese Erfahrungen hindurch. Also bemerken Sie einfach Ihre Gefühle für einen Augenblick, und während Sie das tun, bemerken Sie auch, daß Sie sie bemerken.

 

Nun wollen wir uns einem sehr schwierigen Bereich zuwenden. Ihren eigenen Gedanken. Gedanken sind schwierig, weil sie dazu neigen, uns einzufangen und aus unserer Rolle als Beobachter herauszuziehen. Wenn das geschieht, kommen Sie einfach zurück zum Klang meiner Stimme. Bemerken Sie, wie sich Ihre Gedanken andauernd ändern. Sie waren ursprünglich unwissend- dann gingen Sie zur Schule, lernten und entwickelten ein neues Denken.  Sie haben neue Ideen und neues Wissen erworben.  Manchmal denken Sie über Dinge in einer Weise und manchmal in einer anderen. Manchmal scheinen Ihre Gedanken wenig Sinn zu machen. Manchmal tauchen sie anscheinend automatisch auf, von nirgendwo her.  Sie ändern sich andauernd. Schauen Sie auf Ihre Gedanken sogar seitdem Sie heute hier hereinkamen, und bemerken Sie, wie viele verschiedene Gedanken Sie hatten. Und doch in einer gewissen tiefen Weise bleibt das Ich, das weiß, was Sie denken, unverändert. Also das muß bedeuten, daß Sie zwar Gedanken haben,  aber sich nicht so erleben, daß Sie nur Ihre Gedanken sind. Es geht nicht darum, dass Sie das glauben. Bemerken Sie es nur einfach. Und bemerken Sie, daß sogar während Sie das erkennen, Ihr Strom der Gedanken weitergehen wird. Und Sie werden vielleicht in Ihnen gefangen. Und doch, in dem Moment, wo Sie das erkennen, erkennen Sie auch, daß ein Teil von Ihnen dahinter steht und das alles beobachtet.  Also beobachten Sie jetzt Ihre Gedanken für einige Momente- und während Sie das tun, bemerken Sie auch, daß Sie sie bemerken.( Erlauben Sie eine kurze Zeitspanne von Stille)

            Also als eine Sache der unmittelbaren Erfahrung und nicht des Glaubens, sind Sie nicht nur Ihr Körper...Ihre Rollen...Ihre Gefühle...Ihre Gedanken. Diese Dinge sind der Inhalt Ihres Lebens, während Sie die Arena sind, die Umgebung, ...der Raum, in dem sie sich entfalten. Während Sie das sehen, bemerken Sie, daß die Dinge, mit denen Sie gekämpft haben und versucht haben, sie zu ändern, überhaupt nicht Sie selbst sind. Unabhängig davon, wie dieser Krieg verläuft, Sie werden da sein, unverändert. Probieren Sie, ob Sie diesen Zusammenhang dazu nutzen können, einfach ein Bißchen los zu lassen, sicher in dem Wissen, daß Sie Sie gewesen sind durch all diese wechselnden, unterschiedlichen Erfahrungen hindurch und daß Sie diesem ganzen psychologischen Inhalt nicht dermaßen viel Bedeutung geben müssen als ein Maßstab für Ihr Leben.  Bemerken Sie einfach die Erfahrungen in all den Bereichen, die aufscheinen, und während Sie das tun,  bemerken Sie, daß Sie auch noch da sind, dessen bewußt, wessen Sie sich bewußt sind.( Erlauben Sie eine kurze Zeitspanne von Stille)

            Nun machen Sie sich wieder ein Bild von Ihnen selbst in diesem Raum. Und nun machen Sie sich ein Bild von dem Raum. Machen Sie sich ein Bild (beschreibe den Raum). Und wenn Sie bereit sind, in den Raum zurückzukommen, öffnen Sie die Augen.

Publiziert am: Dienstag, 09. Januar 2018 (1098 mal gelesen)
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